Der erste Eindruck zählt. Oder auch gar nicht – es gibt Situationen, in denen man die Stufen eines verdreckten Treppenhauses hinaufsteigen muss, um ins Paradies zu gelangen. Istanbul fordert uns heraus…
Es riecht nach Katzenpisse in den Straßen. Kein Wunder, diese Stadt ist bevölkert von Straßenkatzen und Hunden. Sie liegen in den Hauseingängen, vor den Läden, mitten auf der Straße und tun nichts weiter als das Leben zu genießen. Carpe Diem bekommt hier eine neue Bedeutung. Wie ein Strom aus Lebensenergie reißt Istanbul seine Bewohner und Besucher mit – in tiefste Tiefen und in die höchsten Höhen. Dieser Trip ist eine Challenge. Die Stadt ist auf Hügeln gebaut und schnell beginnt man, die Investition in die Premium-Mitgliedschaft des Fitnessclubs zu hinterfragen. Hier braucht es mehr als Wadenmuskulatur, mentales Durchhaltevermögen ist ein Essential. Auf einer Tagestour durch die Stadt überbrückt man leicht 100 Höhenmeter. Trekking soll ja gesund sein. Wäre da nicht der Straßenverkehr. Wer seinen Wochenendtrip in den Straßen dieser 14 Millionen Metropole überleben will, muss seine Reaktionszeit maximieren. Taxis von rechts, Minibus von links und die Trambahn nicht übersehen. Die Zielgerade fest im Blick. Sightseeing nicht vergessen.
Enter through the Gift Shop
In Istanbul stehen Moscheen, uralte Holzhäuser und mega-moderne Einkaufszentren in nächster Nachbarschaft. Tradition clasht mit schöner neuer Welt. Eingenommen vom Überfluss an Eindrücken, kann man sich schnell dem Touristenstrom der Einkaufsmeilen hingeben. Dabei hat diese Stadt mehr zu bieten. Wo findet man das Authentische in einer Stadt, in der an jeder Ecke Fake-Louis-Vuittons angeboten werden? Apropos Authentizität, ihre Bedeutung hat sich durch den inflationäre Gebrauch abgenutzt. Als Buzzword der Markenkommunikation und Schlachtruf der Coaching-Armee steht das Authentische heute für eine werbeträchtige Slogans der Plakatwänden. Das „Echte“ ist aufgebraucht durch den endlosen Loop seiner Wiederholung – und wird überlagert vom Geplanten. Besonders in einer Metropole wie Istanbul bildet sich diese Entwicklung in den Straßenzügen ab: Starbucks reiht sich ein neben Grand-Bazaar und dem Fischrestaurant mit Bildern in der Menükarte. Der Ausweg liegt hinter den heruntergekommenen Fassaden. Dort wo uns keine Schilder den Weg zeigen, findet man Orte, wie das geheime Restaurant im obersten Stock eines Wohnhauses oder den Teegarten im Hinterhof einer Einkaufspassage.
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Das Gold liegt nicht auf der Staße
In Istanbul sind die Erde und Steine aus Gold, sagt ein Sprichwort. Like a Golddigger suchen wir die unverfälschten Schmuckstücke dieser vielschichtigen Stadt. Goldgräber aus Passion sind die Architekten Gabriele Kern-Altindis und ihr Mann Erdogan. Mit Manzara Istanbul haben sie ein Netzwerk des Alltäglichen und Außergewöhnlichem aufgebaut. Dort wo Istanbul seine Besucher mit einem Übermaß an Schein konfrontiert, ist Manzara die Hintertür die uns eintreten lässt in die Welt der Istanbuler. Wer hierher kommt wird zum temporären Bewohner der Stadt und lebt bei Manzara nicht in einem anonymen Hotelkomplex sondern in individuell gestalteten Wohnungen. In diesen Räumen manifestiert sich die Gegensätzlichkeit der Stadt zwischen den Kontinenten.
Man steigt durch ein dunkles Steintreppenhaus eines Wohnhauses und findet sich wieder in Räumen, die mit dem Kontrast von orientaler und westlicher Welt spielen. Ohne die Aufdringlichkeit von Klischee-Dekoartikeln taucht man ein, in eine Umgebung, die unser mitteleuropäsches Verlangen nach dem Exotischen erfüllt. Dieses Wohnkonzept ist der Ausgangspunkt für Entdeckungsreisen in den Straßen Istanbuls. Sobald man die ausgetretenen Touristenpfade verlässt, ist man voll und ganz der Unvorhersehbarkeit ausgesetzt. In der Rolle des Beobachters erschließt sich dem Fremden das laute Realitätsschauspiel der Gassen nicht immer. Echt sind in Istanbul die Menschen, die man kennenlernt: Man begegnet unglaublich unverschämte Verkäufer und herzliche Teestuben-Kassierer. Istanbul ist so abweisend um einen im nächsten Moment in seine Arme zu schließen – so wird man nach dem Weg fragend schnell mal direkt bis zum Ziel geleitet und kommt bei einem Tee am Fähranleger ins Gespräch mit dem Tischnachbarn, der uns erzählt, dass der gegrillte Fisch der Straßenverkäufer nicht aus dem Bosporus, sondern aus Norwegen stammt. Soviel zu Authentizität. Als Gast bei Manzara kann man sich vom Strom treiben lassen und gleichzeitig in perfekt choreographierten Touren die Stadt entdecken.
Ins Gehirn gekrochen
Manzara bietet Tourismus für alle, die es Leid sind Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Es geht um intensives Erleben: Innovative Küche, Wein-Tasting auf dem hauseigenen Boot oder die Architekturführung mit dem Chef persönlich. Gabriele und Erdogan Altindis sind Meister des intensiven Moments. So führten sie eine ihrer Gruppen auf dem Weg zum Flughafen, in eine alte Moschee. Inmitten einer Kunstinstallation aus tausenden Glasmurmeln stimmte ein Tenor ein a Kapella Konzert an. Wenn Erdogan Altindis heute davon erzählt, ist es, als wäre man selbst dort. Er kennt viele solcher Geschichten und er hat sie in die Gedächtnisse seiner Besucher eingeschrieben – Gehirntattoo nennt er das. Wie eine Reihe Momentaufnahmen, kriecht diese flüchtige Stadt in unseren Kopf und überdauert den Flickr-Account dessen Passwort uns einfach nicht mehr einfallen will.
Text: MANZARA-Gast Elisa