Mit 7 Wohnungen ging das deutsch-türkische Unternehmen am 15. Oktober 2006 offiziell an den Start, nachdem es bereits unter dem Namen “über den Dächern von Istanbul“, so nebenher, Wohnungen an Feriengäste angeboten hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Manzara Istanbul die einzige Agentur, die Apartments an Reisende im Stadtteil Galata, vermietete. Istanbul boomte, die Idee in architektonisch gestalteten Apartments, in authentischen Häusern, Tür an Tür mit Einheimischen, zu wohnen, fand großen Zuspruch.
Zusätzlich, zu den schönsten Aussichten über Istanbul, liefern wir einen Rundum-Service, der einem Hotel gleicht.
Als deutsch-türkisches Unternehmerpaar haben wir uns, bereits von Anfang an, vor allem dem Dialog zwischen den Kulturen gewidmet. Die vielen Zusatzangebote (besondere Stadtspaziergänge, Kulturveranstaltungen, Kunstausstellungen, Kulinarische Abende etc.) finden großen Anklang und runden das Konzept ab. Ein spannendes und interessantes Netzwerk und viele Freundschaften haben sich daraus entwickeln können.
Die Nachfrage war so groß, dass wir kontinuierlich expandieren mussten. Zu Beginn des Jahres 2015 hatten wir ca. 50 Wohnungen in unserem Portfolio.
Jedoch nahm der Konkurrenzdruckzu, gleichzeitig spürten wir, dass wir uns unserer Idee und Philosophie nicht mehr in der gewünschten Intensität widmen konnten. So entschieden wir uns, die Anzahl der Wohnungen wieder zu reduzieren. Kontinuierlich bauten wir bereits bis zum Herbst 2015 auf 36 Apartments ab.
Doch der 1. Anschlag in Ankara, im Oktober 2016, und die sich verändernde politische Stimmung, wirkten sich umgehend auf die Buchungszahlen aus, so daß wir, nun gezwungen waren die Anzahl der Apartments weiter reduzieren. Nach dem Anschlag im Januar erreichte uns die 1. Welle der Stornierungen, die 2., nach dem Anschlag im März, hatte uns förmlich überrollt. Neue Reservierungen gehen, auch bei uns, nur noch wenige ein.
Aktuell befinden sich noch 11 Apartments in unserem Portfolio.
Der politische Kurs der türkischen Staatsregierung macht es für viele derzeit nicht leicht, Gefallen an einer Reise in die Türkei zu finden.
Entsprechend verzeichnet dieser Wirtschaftszweig so starke Einbußen, dass viele Unternehmen bereits ganz aufgeben mussten. Diese Entwicklung wird dieses Land mit besonderer Härte treffen, denn es sind nicht nur Hotels, Reiseagenturen direkt betroffen, sondern auch viele weitere Geschäfte und Betriebe, die, in Produktion und Handel, stark vom Tourismus abhängig sind. Viele Existenzen sind bedroht, die Folgen sind unabsehbar, denn zur wirtschaftlichen Katastrophe kommt die innenpolitisch ungelöste Frage der kurdischen Emanzipationsbewegung, die das Land zu spalten droht. Langfristig wird dieser Konflikt, direkt oder indirekt, dann aber auch wieder nach Europa gelangen.
Seit einigen Wochen betreiben nun auch Deutschland und die Türkei ein gefährliches Ping-Pong-Spiel und liefern sich nahezu täglich einen unschönen verbalen Schlagabtausch, der das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei zusehends vergiftet.
Einige Menschen haben erkannt, das Erdogan nicht gleich die Türkei, ihr starkes Interesse an dem Land und an Istanbul scheint ungebrochen. Sie kommen einfach und geniessen die Stadt, und die Gastfreundschaft der Türken, mehr denn je. Denn die Türkei, und insbesondere Istanbul, ist nach wie vor der ideale Ort, den Dialog zwischen Ost und West zu führen. Und an sinnlicher Schönheit ist diese Stadt wohl kaum zu übertreffen. Ganz abgesehen von den Inspirationen, die sich ständig präsentieren und die die Kreativität, nach wie vor, in höchstem Maße anregen. Viele unserer Stammgäste lassen sich jedoch noch nicht zu einer Reise in die Türkei überreden, aber sie schreiben uns, dass ihre Solidarität für das Land und ihre Menschen ungebrochen ist.
Diese Unerschrockenheit der Reisenden, aber auch die Anteilnahme der anderen ist für uns eine große Motivation.
Wir werden daher „jetzt erst recht!“ weitermachen und mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, den Dialog zwischen den Kulturen weiter fördern.
Vielleicht können wir so langfristig einen kleinen Beitrag zur Verständigung und einem friedlichen Miteinander beitragen.
Wenn wir in einer globalisierten Welt leben wollen, sind Missverständnisse und Konflikte vorprogrammiert. Nur die persönliche Begegnung mit einer fremden Kultur lässt uns Toleranz, Respekt und Akzeptanz üben. Diese jetzt zu meiden, bedeutet ein großer Verlust für uns, die wir in Freiheit und Selbstbestimmung leben wollen.
IN ALLEM LIEGT EINE CHANCE
Auch wir, Manzara Istanbul, stellen uns den Veränderungen und haben uns einiges überlegt, die Attraktivität der Türkei, Istanbul und Ayvalik, mit neuen, innovativen Projekten sichtbar zu machen.
Viele Konzepte sind bereits in Arbeit, unsere Gäste dürfen also gespannt sein…
Bei unserem Ferienhaus-Projekt in Ayvalik, an der Ägäisküste, ist die Nachfrage vorhanden. Die Anschlagsgefahr ist dort nahezu ausgeschlossen. Es zeigt sich also, dass die Angst vor möglichen Anschlägen, doch immer noch eine große Rolle spielt. Noch im Juli werden wir Haus 4, das Mozaikli Ev, in unserem Portfolio präsentieren können. Und bereits im Herbst werden wir mit dem Bau der Gäste-Begegnungsstätte, dem Herz des Gesamt-Projekts, beginnen…
UND ALLE KREATIVEN, DIE SICH DER ANGEWANDTEN KUNST WIDMEN, ERWARTET GEGEN ENDE DES JAHRES EIN GANZ BESONDERES KONZEPT IM INNOVATIVEN STADTTEIL GALATA IN ISTANBUL…
Wir, als deutsch-türkisches Architektenpaar, werden uns also weiterhin mit aller Leidenschaft unseren Visionen widmen:
- 1. dem Schaffen von Räumen, die Gästen die Möglichkeit bieten, ihre Sinne neu wahrzunehmen und die Bedürfnisse und das Bewusstsein zu stärken
- 2. das Führen des Dialog zwischen den Kulturen, der jedem verdeutlicht wie spannend andere Lebensformen , Sitten und Gebräuche sind und gleichzeitig spüren lässt, wo man seine eigenen Wurzeln hat
Wir bieten eine entspannte und erholsame, sowie gleichzeitig eine spontane und kreative Atmosphäre, die allen, die Lust und Freude haben, die Möglichkeit bietet mitzumachen und sich am Gesamtprojekt zu beteiligen.
Auch darin unterscheiden wir uns sicher von anderen touristischen Unternehmen.
Wie wir erfahren haben, so sind es insbesondere die großen Hotels und „Bettenburgen“, an den türkischen Küsten, für die die fehlenden Touristen eine besondere Existenzbedrohung darstellen.
Und so könnten langfristig, die aktuellen Entwicklungen, auch für die ganze Türkei, eine mögliche Chance sein, denn die kreativen und nachhaltigen Ferienprojekte werden diese Krise sichern meistern und könnten somit ein Beispiel für den zukünftigen Ausbau des Tourismus darstellen: weg vom Massentourismus, hin zur Individualität!
DEM SCHÖNEN LAND, IN ALL SEINER VIELFÄLTIGKEIT, UND SEINEN GASTFREUNDLICHEN MENSCHEN WÄRE DIES VON GANZEM HERZEN ZU WÜNSCHEN!
Im Juni 2016 – Gabriele Kern-Altindis
Dieser Text wurde Mitte Juni verfasst. Mit dem 28. Juni muss er leider wieder, durch die traurigen Ereignisse ergänzt werden. Den Anfang nimmt schon der Titel aus „Einfach“ wurde „Trotzdem“, denn nicht nur wir, auch unsere Gäste stellen sich den Geschehnissen: im Moment erreichen uns nur wenig neue Stornierungen! So viel Entschlossenheit und Mut nehmen uns Angst und Zweifel und schenken uns Vertrauen, in dem, was wir tun und an dem wir mit aller Kraft weiter festhalten werden!
„In jeder Krise gibt es nicht nur eine Chance, sondern auch eine Möglichkeit“ so sagte einst Martin Luther King. So bleibt uns die Hoffnung, dass sich nun auch wieder Politiker den friedlichen Dialog weiterführen oder neu aufnehmen, und ihre Kräfte gemeinsam! im Kampf gegen den Terrorismus einsetzen.